Was kommt in welche Mülltonne?
Die Deutschen lieben Recycling und trennen fleißig ihren Müll. Das Problem ist nur: Sie wählen oft die falsche Mülltonne, wenn sie etwas wegwerfen.
Von Eva Pfeiffer
Fangen wir mit einer einfachen Aufgabe an: Die Flasche mit dem Olivenöl ist leer. Wohin damit? In den Glascontainer, richtig. Genauer gesagt: in den Container für Grünglas – wenn die Flasche grün ist. Problem gelöst? Nicht ganz. Da ist ja noch der Verschluss der Flasche. Der kommt nicht in den Glascontainer, sondern in den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne. Und jetzt wird es ein bisschen kompliziert. Denn nicht alle Kommunen in Deutschland haben diese Gelben Tonnen. In München zum Beispiel kommt der Verschluss in den Container für Abfall aus Aluminium oder Metall.
Wenn Sie jetzt verwirrt sind, dann geht es Ihnen wie vielen Deutschen auch. Denn nicht wenige Menschen im Land haben Probleme damit, das System der Mülltrennung zu verstehen. Was es nicht einfacher macht: Die Kommunen dürfen beim Sammeln des Abfalls vieles selbst entscheiden. Zum Beispiel die Farben der Mülltonnen: Für Biomüll gibt es in Stuttgart eine Tonne in Braun, in Bonn ist die Tonne grün. In Coburg aber ist die Grüne Tonne für Papier da.
So ein Chaos im Land der Meister des Recyclings? Die gute Nachricht: Mit ein bisschen Grundwissen wird es leichter, das System zu verstehen. Es gibt fünf Kategorien: erstens Verpackungen aus Material wie Kunststoff oder Aluminium, zweitens Glasbehälter, drittens Papier, Pappe und Kartons, viertens Restmüll und fünftens Biomüll. Für jede dieser Kategorien muss es nach dem Gesetz Behälter geben – auch wenn in manchen Kommunen noch immer die Biotonne fehlt.
Am einfachsten ist es mit Papier und Glas. Glas muss man nach den Farben Weiß, Braun und Grün sortieren. Und falls Sie sich fragen, wohin blaues Glas kommt: in den Container für Grünglas. Nicht in die Glascontainer kommen Keramik, Spiegel, Fensterglas oder Trinkgläser.
Die Biotonne ist für Küchenabfälle wie Gemüse und Obst, Essensreste, alte Blumen und kleine Mengen von Abfällen aus dem Garten. Aus diesem Müll wird Kompost. Die Kommunen stellen daraus Energie her.
40% – 60%
des Verpackungsmülls kommt in die falsche Tonne
An vielen Orten kommt der Verpackungsmüll in einen gelben Sack oder eine gelbe Tonne – und von dort ins Recycling. Manchmal gibt es auch Container dafür. So wie im Münchener Beispiel oben. Die Stadt ist bei den Verpackungen noch genauer und trennt Aluminium und Metall. Über regionale Besonderheiten wie diese muss man sich vor Ort informieren.
Schließlich ist da noch der Restmüll: Diese Abfälle kann man nicht recyceln. Und das ist ein Problem: Die Deutschen mögen ihre Reputation als Meister des Recyclings und trennen ihren Müll sehr fleißig. Sie machen es nur nicht immer richtig. Falsche Mülltrennung passiert so oft, dass es dafür ein Wort gibt: der Fehlwurf. Die Quote für Fehlwürfe beim Verpackungsmüll liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Besonders den Unterschied zwischen Restmüll und Verpackungsmüll haben viele nicht verstanden.
In die Recyclinganlagen kommt erst einmal sehr viel Material. Von den kompletten in den Kommunen abgeholten Siedlungsabfällen sind es circa zwei Drittel. Diese Recyclingquote ist ein Rekord in Europa. Aber sie sagt nichts darüber, dass die Anlagen den falsch getrennten Müll dann noch aussortieren müssen.
Eigentlich war die Idee einmal, dass beim Müll alles total logisch sein soll. Über das Recycling von Verpackungen haben sich deutsche Politiker besonders viele Gedanken gemacht – das Resultat war 1991 das Duale System. Die Idee: Firmen sollen bei der Entsorgung der Verpackungen ihrer Produkte mitmachen. Man wollte den Müll nicht mehr nur deponieren oder verbrennen, sondern recyceln.
Und so hat der Prozess funktioniert: Firmen melden ihre Dosen, Tüten und anderen Verpackungen beim Dualen System an und bezahlen dafür. Gegen eine Gebühr dürfen sie außerdem ein Symbol darauf drucken: den Grünen Punkt. Für Abfall mit dem Symbol gibt es den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne, den Altglascontainer und die Altpapiertonne. Um die Entsorgung dieses speziellen Mülls kümmern sich dann die Dualen Systeme: Heute sind das zehn Firmen, eine von ihnen ist seit Anfang 2018 bankrott.
220 Kilo
Verpackungsmüll produziert jeder Deutsche im Jahr
Den Grünen Punkt hat Deutschland in andere Länder exportiert. Seit 2009 muss das Symbol aber nicht mehr auf die Verpackungen. Das System bleibt. Aber es ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte – im Gegenteil: Es gibt viel Kritik, Vorwürfe von Betrug und manipulierten Zahlen gegeben. Ein neues Verpackungsgesetz sollte das 2019 ändern: Es fordert effektivere Kontrollen des Dualen Systems und höhere Recyclingquoten.
Aber noch gibt es viel Potenzial für Verbesserungen. Deutschland ist nämlich noch mit einer anderen Zahl Europameister: 220 Kilo Verpackungsmüll produziert jeder Einwohner pro Jahr nach Angaben des europäischen Statistikamts. Korrektes Recycling ist also wirklich wichtig. Dabei helfen die Kommunen auch online: Oft bieten sie auf ihren Websites Informationen zur Mülltrennung an. Ein tolles Beispiel sind die Abfall-ABCs. Sie erklären für Objekte von A bis Z die richtige Entsorgung. Noch effektiver ist diese Lösung: selbst Müll vermeiden.
Quelle: Deutsch Perfekt